Das Institut Bibliotheca Fuldensis

Das Institut Bibliotheca Fuldensis an der Theologischen Fakultät Fulda geht auf eine Initiative des Philosophen und Mediävisten Prof. Dr. Gangolf Schrimpf (1935-2001) zurück. Es widmet sich der Erforschung der alten und bedeutenden mittelalterlichen Bibliothek des Klosters Fulda, die im Dreißigjährigen Krieg verschleppt, zerstreut und zu großen Teilen zerstört wurde.

Die rege Forschung zur Fuldaer Bibliotheksgeschichte, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte, kam in Folge des 2. Weltkriegs nahezu zum Erliegen. Karl Christ legte bereits 1933 die grundlegende Arbeit zu den drei bis dahin bekannten Fuldaer Bibliothekskatalogen des 16. Jahrhunderts und damit zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Bibliothek vor. Er hatte bei seiner Publikation von einer Ausarbeitung der Fuldaer Bibliotheksgeschichte abgesehen und diese dem bekannten Erforscher der Fuldaer Handschriftenüberlieferung Paul Lehmann überlassen, von dem eine solche Arbeit zu erwarten stand. Christ kam am 16. Dezember 1943 in Berlin bei einem Luftangriff ums Leben. Lehmanns Arbeitsmaterialien verbrannten am 12. Juli 1944 bei einem Angriff auf München. In Folge dessen blieb auch ein vierter, seit 1937 bekannter frühneuzeitlicher Bibliothekskatalog lange unediert.

Erst am Ende der 50er Jahre brachte der Fund der Überreste zahlreicher Fuldaer Handschriften im Staatsarchiv Marburg neues Material und erweckte die Aufmerksamkeit der Forschung. Die Folge war der Beginn einer regen paläographischen Arbeit über das Fuldaer Skriptorium. Eine bibliotheksgeschichtliche Aufarbeitung ließ jedoch zunächst auf sich warten. Diese Forschungslücke erkannte Gangolf Schrimpf und begründete 1981 das Institut und Forschungsprojekt Bibliotheca Fuldensis. Es setzte eine bis heute noch ungebrochene intensive Publikationstätigkeit ein. Seit Beginn der 1980er Jahre wurde eine umfangreiche Dokumentation zu den erhaltenen Handschriften und Handschriftenfragmenten angelegt. Zugleich konnte eine reichhaltige Spezialbibliothek aufgebaut werden. Bereits seit den ersten Projektjahren widmete sich Gangolf Schrimpf in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Bibliotheca Fuldensis und anderen Wissenschaftlern wichtigen Forschungszielen. Es entstanden dadurch zahlreiche grundlegende Veröffentlichungen zur Geschichte der Klosterbibliothek. Schrimpf gab unter anderem den unpublizierten vierten Katalog heraus. Mit Unterstützung des Förderkreises der Theologischen Fakultät Fulda war es zudem möglich, hochwertige Reproduktionen der erhaltenen Handschriften und Fragmente der ehemals umfangreichen Bibliothek wieder vor Ort zu sammeln. Schrimpfs Hauptziel war die Rekonstruktion der Fuldaer Bibliothek vor Ort als Faksimiles in Form von Fotoreproduktionen im Originalformat. Es war die Rekonstruktion einer mittelalterlichen Bibliothek noch vor der virtuellen Rekonstruktion, wie sie das Projekt der Bibliotheca Laureshamensis digital für die mittelalterliche Bibliothek des Klosters Lorsch zuerst eindrucksvoll umsetzte.

Mit der vorliegenden Webpräsenz wird das Hauptanliegen von Gangolf Schrimpf – die Rekonstruktion der mittelalterlichen Fuldaer Bibliothek – in digitaler Form und allgemein zugänglich verwirklicht. Sie ist dabei um die Dokumentation der Erzeugnisse der Fuldaer Schreib- und Malschule, die nicht oder nicht nachweisbar Teil der Fuldaer Bibliothek waren, erweitert.

Publikationen des Instituts Bibliotheca Fuldensis