Die frühneuzeitlichen Kataloge und Inventare der Bibliothek des Klosters Fulda lassen die inhaltliche Einteilung der Bibliothek in verschiedene Ordines erkennen. Neben den Übereinstimmungen in der Reihenfolge der Auflistung der Bestände in diesen Verzeichnissen gibt es auch markante Abweichungen. Zum Teil sind die Codices offenbar nach der Aufstellung in den Regalbretten aufgelistet. Wie Martin Hellmann 1995/1997 herausgearbeitet hat, geben diese Indizien gemeinsam mit überlieferten Signaturen einzelner Bände Hinweise auf die räumliche Anordnung der Codices in den Regalen im 16. Jahrhundert. Auch wenn sich die ergebenden Dispositionen der Bücher nicht letztlich als historische Tatsache beweisen lassen, bestechen sie doch dadurch, dass sie sich in Einklang bringen lassen mit einem Holzschnitt Hans Brosamers in Sebastian Münsters lateinischer Cosmographia universalis von 1550, der den Bibliotheksraum darstellen soll, und mit den archäologischen Erkenntnissen über die Größe des ehemaligen Bibliotheksraums. Einen Einblick gibt Martin Hellmann, Die Bibliothek des Klosters Fulda rekonstruiert nach den Bibliothekskatalogen.
Literatur:
Martin Hellmann (rec.), ‘Mittelalterliche Bücherverzeichnisse des Klosters Fulda und andere Beiträge zur Geschichte der Bibliothek des Klosters Fulda im Mittelalter, hg. von Gangolf Schrimpf in Zusammenarbeit mit Josef Leinweber und Thomas Martin (1992)’, Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 45 (1995) 272-275, hier p. 273sq.
Martin Hellmann, ‘Die räumliche Rekonstruktion der Bibliothek von Fulda’, Faventia 19/1 (1997) 75-87.